27. Januar 1945 – Jahrestag der Befreiung
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Insassen des Lagerkomplexes KZ Auschwitz. Dieser Tag ist seit 2005 Internationaler Holocaust-Gedenktag und auch für uns Anlass zum antifaschistischen Gedenken und Erinnern. Dazu sind Erinnerungen und Berichte Überlebender auch heute noch wichtige, bewegende und erschütternde Dokumente. Wir haben auch dieses Jahr Buchtipps und aktuelle Neuerscheinungen zum Thema Holocaust, Überleben und Widerstand ausgewählt. Wir wünschen erkenntnisreiche Lektüre und sagen: Never forget!
Unsere Buchtipps zum Holocaust-Gedenktag 2023
Im Buch „Ich überlebte. Die Nazis, die französichen Juden, die Kollaboration und die Résistance“ schreibt Michel Zilberstein von seinem und dem Überleben seines Vaters zur Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich – er war beim Einmarsch 6 Jahre alt. Er erlebt Antisemitismus auch in der französischen Bevölkerung, aber auch Unterstützung bei Unterschlupf und Flucht. Seine Mutter und sein Bruder überlebten nicht, sondern wurden in Auschwitz ermordet, Michel emigrierte mit seinem Vater nach 1945 in die USA.
„»Mein Überleben musste einen Sinn haben« Der Holocaust-Überlebende, der zum Nazijäger wurde – Von der Macht des Glaubens und der menschlichen Stärke“ handelt von Josef Lewkowiczs Leben, der die Zwangsarbeit im Konzentrationslager von Plaszów überlebte. Auch die Hölle von Auschwitz und Mauthausen überstand er. Im Auftrag der US-Amerikaner gelang es ihm später, seinen ehemaligen berüchtigten Peiniger und SS-Offizier Göth aufzuspüren. Göth wurde nach Polen ausgeliefert, wo er 1946 zum Tode verurteilt und gehängt wurde.
Tanja Fransecky hat die wichtige Recherche „»Sie wollten mich umbringen, dazu mussten sie mich erst haben.« Hilfe für verfolgte Juden in den deutsch besetzten Niederlanden 1940-1945“ zusammengestellt. Das Buch zeigt anhand von elf Geschichten die unterschiedlichen Voraussetzungen und Formen jüdischer Selbsthilfe sowie die Hilfe und Solidarität mit verfolgten Juden in den Niederlanden.
Die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen fand oft mithilfe von Zeugen-Aussagen Betroffener statt. In „Die Unschuldigen in Nürnberg“ beschreibt Seweryna Szmaglewska ihre damalige herausfordernde Situation in Nürnberg: die Überlebende des Frauenlagers Auschwitz-Birkenau sagte am 27. Februar 1946 vor dem Internationalen Militärgerichtshof gegen die nationalsozialistischen Kriegsverbrecher aus. Sie ist eine von nur zwei Augenzeug:innen aus Polen, die vor dem Tribunal über das Erlittene spricht.
Und zum Schluss noch ein Jugendbuch, das aber auch für Erwachsene erhellend ist: „Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust“ hrsg. von Barbara Yelin, Miriam Libicki und Gilad Seliktar. Dieses Graphic-Novel-artige Buch will die Erinnerung an den Holocaust in der Zusammenarbeit von Überlebenden und Zeichner:innen bewahren und weitergeben, indem es eingespielte Sehgewohnheiten und Bilder vom Holocaust aufbricht. Ausgewiesene Zeithistoriker:innen erklären in knappen, instruktiven Nachworten den Kontext der Geschichten, die aber auch ohne solche Erläuterungen unmittelbar und auf ergreifende Weise ein unfassbares Geschehen lebendig werden lassen.