Massaker und Kriegsverbrechen in Griechenland unter deutscher Besatzung

Winter in Griechenland. Krieg – Besatzung – Shoah. 1940-1944 “ – ein Standardwerk des auf deutsche Kriegsverbrechen spezialisierten Bremer Historikers Schminck-Gustavus, der in abgelegene Dörfer im nordgriechichen Epirus reiste, um Zeitzeugen aufzuspüren und zur Deutschen Besatzung, zu Widerstand und zur Deportation der Juden zu befragen. In „Feuerrauch. Die Vernichtung des griechischen Dorfes Lyngiádes am 3. Oktober 1943“ beschreibt derselbe Autor die als ‚Sühnemaßnahme‘ kaschierte Zerstörung des Bergdorfes Lyngiades und das Massaker an seinen Bewohner*innen – exekutiert durch Soldaten der Gebirgsdivision Edelweiß – die sich dafür bis heute auf dem Pfingsttreffen der Gebirsgjäger im bayrischen Mittenwald gegenseitig auf die Schulter klopfen…
Ein Bündnis hatte seit 2002 die dortigen Treffen des Kameradenkreises antifaschistisch begleitet – ein Buch darüber „Mörder unterm Edelweiß. Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger der Deutschen Wehrmacht“ ist noch beim Verlag Papyrossa erhältlich.
Ein linker Krimi dazu ist erst kürzlich im De Noantri-Verlag erschienen: „Hinterwald“ von Lissbeth Lutter – er spielt in der Gebirgsjägerkaserne Mittenwald; Buchbestellung und mehr Infos hier.

Mit „Ich bleibe immer der vierjährige Junge von damals“. Das SS-Massaker von Distomo und der Kampf eines Überlebenden um Gerechtigkeit“ hat der Überlebende Argyris Sfountouris eine bedrückende Schilderung des Massakers in Distomo sowie seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Auch die Autorin Kaiti Manolopoulou verlor beim brutalen Massaker der deutschen Wehrmacht in Distomo große Teile ihrer Verwandschaft und brauchte Jahrzehnte, bis sie darüber „Juni ohne Ernte. Distomo 1944“ schreiben konnte.
Schatten ohne Mann. Die deutsche Besetzung Kretas 1941-1945„, das direkt beim kleinen Balistier-Verlag zu haben ist, ist eine gelungene Darstellung der deutschen Besatzungszeit auf Kreta, die auch eine große Vorkenntnisse zugänglich ist: Die Begegnung mit Betroffenen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte werden vom Autor durch unveröffentlichte NS-Dokumente und bundesrepublikanische Gerichtsprotokolle zu einer tagebuchartigen Textcollage verknüpft.
Kann mensch guten Gewissens allen Kreta-Tourist*innen schenken.
Die Geschichte von „Reina Gilberta. Ein Kind im Ghetto von Thessaloníki„, aufgeschrieben von ihrer aus Thessaloniki stammenden Mutter, die die Deportation ins KZ überlebt hatte, ist leider nur noch antiquarisch erhältlich.
Im Tagungs-Band „Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg“ wird die Asymmetrie der Vergangenheitsbewältigungen in Griechenland und Deutschland deutlich, indem den Erinnerungskulturen im öffentlichen Bewusstsein beider Länder in Literatur und Medien nachgespürt wird.
Als letztes an dieser Stelle möchten wir noch zwei Filme empfehlen: „Als die Deutschen vom Himmel fielen„, der bei der Regisseurin direkt bestellt werden kann und „The Balcony. Memories of Occupation„, der viele Zeitzeug*innen-Interviews über das Massaker in Lingiades verarbeitet.