Baseballschlägerjahre
30 Jahre nach den Pogromen in Rostock Lichtenhagen findet am 27.8. 2022 die Demo
„Erinnern heißt verändern“ am Ort des damaligen Geschehens statt. Mehr Infos gibt es hier: https://gedenken-lichtenhagen.de/
und hier: https://antifa-rostock-lichtenhagen.org/
Wir haben einige Bücher gesammelt zu und aus den #Baseballschlägerjahren und darum herum, um weitere Perspektiven auf die damalige Situation zu zu ermöglichen. Unten noch ein Hörspiel- und Podcast-Tip zum Thema.
Auf nach Rostock!
Buchtipps:
Hier gibt es Neues und Altes – ganz besonders ans Herz möchten wir Euch die ersten beiden Bücher legen:
1. „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ von Manja Präkels beim Verbrecher-Verlag herausgegeben – wir haben es 2018 hier rezensiert. Das Buch über das Aufwachsen in Brandenburg zwischen rechten Jugendlichen im Dorf und das Jobben bei einer Zeitung, in der Alexander Gauland Chef war, ist Ingo Ludwig gewidmet, der 1992 in Zehdenick von Nazis umgebracht worden ist.
2. Unser Highlight des letzten Jahres war die erhellende, erschütternde, ernüchternde und auch erheiternde Lektür der „Kinder von Hoy“ von Grit Lemke bei Suhrkamp – unbedingt Lesen, um sowohl DDR-Alltag, Subkultur als auch das langsame Einschleichen von Neonazis begreifen zu können. Geschrieben hat Lemke vor dem Hintergrund eigener Erinnerungen und Interviews mit früheren Freund:innen, wodurch das Buch sehr authentisch und lebendig wird.
Daniel Schulz‘ „Wir waren wie Brüder“ (Hanser Verlag) ist eine leise und ehrliche Erkundung der eigenen Biografie, in der der eigentlich gebotene Abstand zu Nazis und Rechten schwer fiel.
Der eigentliche Namensgeber der #Baseballschlägerjahre, Christian Bangel schrieb bereits 2017 den Roman „Oder Florida„, der beim Piper-Verlag noch als e-book erhältlich ist: über Nazis, die SPD und andere Jugendliche in Frankfurt/Oder.
„Nullerjahre“ von Hendrik Bolz vom Hip-Hop-Duo Zugezogen Maskulin erzählt vom Aufwachsen zwischen Plattenbauten, Langeweile, Prügeleien und Musik in Stralsund (KIWI-Verlag).
Ebenfalls aus einer vornehmlich männlichen Perspektive schreibt Domenico Müllensiefen in „Aus unseren Feuern“ (Kanon Verlag) – ein Arbeiter- und Nachwenderoman über drei Freunde, die ihre Herkunft nicht als Urteil und ihre Klassenzugehörigkeit nicht als Schicksal hinnehmen wollen.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ möchten Lukas Rietzschels Figuren in Ostsachsen der Nachwendezeit – auch die rechten Aufmärsche in Dresden und rassistische Mobilisierungen gegen die Aufnahme von Geflüchteten werden hier verarbeitet (Ullstein)
Der in Dresden geborene Journalist Peter Richter schrieb mit „89/90“ (btb) einen bekannten und aufschlussreichen (Nach-)Wenderoman, in dem Rebellion und verschiedenste politische Orientierungen der jungen Protagonist:innen im Fokus stehen.
„Mutterkorn“ ist gerade eben vom Verlag Kulturmaschinen neu aufgelegt worden (und bisher nur dort erhältlich) – der Roman dreht sich um das Bombenattentat, das Neonazis am 9.11.2003 bei der Grundsteinlegung eines jüdischen Kulturzentrums in München verüben wollten und um den rechten Terror in Rostock-Lichtenhagen. Geschrieben hat es der jetzige Verleger Leonhard Seidl.
Wir wünschen wie immer gute, erkenntnisreiche Lektüre!
Zum Hören und Sehen
empfehlen wir das Stück „Sonnenblumenhaus“ (hier hörbar auf Freie-Radios.net), nach einem Theaterstück von Dan Thy Nguyen und Iraklis Panagiotopoulos und den Podcast „Rostock-Lichtenhagen: 30 Jahre später“ von Rice & Shine.
Als Film hierzu: „The Truth Lies in Rostock“ (Youtube-Link) (1993) von Mark Saunders & Siobhan Cleary.
Links-Lesen.de-Kollektiv im August 2022