Bücher zum Frauentag 2021
Hier unsere aktuellen Buchtipps zum Weltfrauentag am 8. März 2021:
Wir haben ausgesucht Texte zum Diskutieren, Lernen, aber auch Lachen und zusammen Weiterkommen. Es gibt neue Bücher aus Indie-Verlagen, starke Thesen, einen kämpferischen Comic – aber auch Historisches sowie Philosophisches. Wir hoffen, auch für Euch ist was dabei und wünschen Euch und uns aufschlussreiche Lektüre.
Für einen kämpferischen Feminismus, über den 8. März hinaus!
Wir freuen uns besonders auf „Verbrennt eure Angst! Ein feministisches Manifest“ : welche schon mal die Performance des feministischen chilenischen Kollektivs Las Tesis von »Un violador en tu camino« erlebt hat, in dem »Der Vergewaltiger bist du!« markiert wird, vergisst dies nicht so schnell wieder. Die weltweiten Aufführungen und Weiterentwicklungen auf allen möglichen Straßen und Plätzen der Welt hat das Thema Vergewaltigung, das Wegschauen und die Nichtverfolgung sexualisierter Gewalttaten öffentlich angeprangert. Im ganz aktuellen Büchlein vom S. Fischer-Verlag schreiben Las Tesis ein feministisches Manifest.
Es ist ja sowieso motivierend und bewegend, was in Lateinamerika momentan an Feminismus zu erleben ist – um so mehr freut uns eine Übersetzung der Arbeiten der argentinischen Sozialwissenschaftlerin von der Universität Buenos Aires Veronica Gago: „Für eine feministische Internationale. Wie wir alles verändern“ (Unrast). Hier finden sich Erfahrungen zu den riesigen Mobilisierungen, zum Frauenstreik, zu #NiUnaMenos und Theorieansätze zu feministischer Ermächtigung und Bewegung – schön!
In „Revolution at Point Zero. Hausarbeit, Reproduktion und feministischer Kampf“ von Silvia Federici werden einige der wichtigen Texte der feministischen Philosophin herausgegeben, die sich ihr politisches Leben lang mit Reproduktions- bzw. Hausarbeit beschäftigte, und marxistischen Theorien feministisch auf den Zahn fühlt. Danke an den Unrast-Verlag für diese schöne Veröffentlichung!
Darüber, wer eigentlich die Hausarbeit macht und warum sich Männer dabei oft so geschickt ungeschickt anstellen, hat die französische Zeichnerin und Bloggerin Emma einen herrlichen Comic gezeichnet: „Ein anderer Blick. Feministischer Comic gegen die Zumutungen des Alltags“ (Unrast). Um die Zumutungen des alltäglichen Kapitalismus, andere Widrigkeiten und um weibliche Körper geht es ganz nebenbei auch noch – ein tolles Geschenk für männliche Mitbewohner, genervte oder coole Mütter und sowieso alte wie junge Feministinnen.
„Die schlechteste Hausfrau der Welt. Ein Erfahrungsbericht und Manifest“ (Edition Nautilus) von Jacinta Nandi ist ein wunderbar alltagsnahes Buch, in dem es ebenfalls um die ganz konkrete Arbeitsaufteilung in Haushalt, Kinderbetreuung und Care-Arbeit geht. Es ist gelungen und mit viel Humor geschrieben, in verschiedenen Essays, in denen sich wohl viele wiedererkennen – auch beim Thema immer wiederkehrender Schmutz…
Ein Titel, der knallt und in Frankreich sogar schon zu Zensur-Debatten führte, lautet schlicht und einfach „Ich hasse Männer“ von der Bloggerin Pauline Harmange (Rowohlt). Hier entwickelt sie ihr Konzept von Misandrie – im Gegensatz zur gesellschaftlich vorherrschenden Misogynie, die oft mit brutaler Gewalt und vielen Opfern einhergeht – als eine Idee der Selbstsorge und als Konsequenz ihrer Erfahrungen aus der Arbeit gegen männliche Gewalt. In den Essays plädiert sie für Misstrauen gegenüber Männern im real existierenden Patriarchat – und für mehr feministisches Selbstbewusstsein.
In „Dear Girlboss, we are done“ problematisieren die Journalistin Bianca Jankovska und die Illustratorin Julia Feller was passiert, wenn Frauen zu Bossen werden, sogenannte „Shepreneurs“. Sie legen den Fokus besonders auf das neoliberale Social-Media-Selbstvermarktungsbusiness, auf Insta-Hype und internetbasierte Erfolgsstories, in denen Aufstieg und Macht auf Kosten anderer (Frauen) vonstatten geht. Im österreichen Blog moment.at sagt Bianca Janovska so schön: „Als Feminist*innen müssen wir konsequenter sein, als das Line-Up des G20-Gipfels“ – prima Debattenanstoß!
Eine kritische Perspektive nimmt auch Beate Hausbichler ein mit der Analyse: „Der verkaufte Feminismus. Wie aus einer politischen Bewegung ein profitables Label wurde“ (Residenz Verlag). Sie untersucht, warum es schlicht schick geworden ist, Feministin zu sein, warum Führungskräfte und Konzerne sich damit schmücken und wo die Inhalte verloren gehen. Sie spricht von einem kapitalistischen „feminist washing“ und will das politische emanzipatorische Potential des Feminismus gegen die kapitalistischen Verhältnisse in Stellung bringen, sehr gut!
Und weil wir uns alle immer wieder schlau machen müssen, was schon vor uns von Frauen gesagt und gedacht und gekämpft worden ist, lohnt ein intensiver Blick in das ideengeschichtliche Werk „PHILOSOPHINNEN. Von Hypatia bis Angela Davis: Herausragende Frauen der Philosophiegeschichte“ (mairisch). Die Autorinnen Rebecca Buxton und Lisa Whiting aus Großbritannien haben hier eine tolle und gut lesbare historisch-politische Rekonstruktion hingelegt – für mehr solche Horizonterweiterung!
Bleibt als letzter Buchtipp die neu erschienene Biografie: „Clara Zetkin: Eine rote Feministin“ (Das Neue Berlin) von Lou Zucker – eines der großen Verdienste der Sozialistin Zetkins war es, dass sie 1910 auf der Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen den Internationalen Frauentag durchsetzte. Schön, dass nochmal ausführlich an sie erinnert wird.
Damit wünschen wir Euch einen klasse Frauentag!
Links-Lesen.de-Kollektiv am 8.2. 2021