Dominique Manotti: Kesseltreiben

ein weiterer Wirtschaftskrimi der großen französischen Autorin mit den üblichen Sujets: skrupellose Eliten, ein Komplott auf höchster Ebene, ihr Fach verstehende, aber von ihren Vorgesetzten völlig allein gelassene Bullen, die dadurch zu Sympathieträger*innen werden.

Ein großes französiches Unternehmen soll von einem US-Multi geschluckt werden, wobei auf vielen Ebenen mit schmutzigen und schmutzigsten Methoden nachgeholfen werden muss. Höchste Angestellte dieses strategischen französischen Energieunternehmens haben sich angreifbar gemacht, scheinbar loyale Mitarbeiter werden von außen in hohe Positionen bugsiert, damit die Übernahme erfolgreich sein kann. Die Ökonomie ist der Politik hier wie in der Realität meist mehrere Schritte voraus und agiert entsprechend dynamisch und aggressiv. Das Ermittler*innenteam um Commandant Noria Ghozali leistet zwar gute inhaltliche Arbeit, steht aber ohne jede Rückendeckung von oben auf verlorenem Posten.

Das Vorgehen der US-Justiz im Buch scheint vom VW-Diesel Skandal inspiriert worden zu sein und natürlich gibt es – wie es sich für einen roman noir gehört – auch Tote. Als Blaupause diente die Übernahme der Energiesparte von Alstom durch Generel Electric im Jahr 2015.

Manotti schildert das in ihrem üblichen Stakkato-Stil, der ebenso rasant wie ruhelos ist und sich niemals in langwierigen Beschreibungen oder Herleitungen verliert. Sie schafft es virtous, eigentlich dröge Abläufe wie ein unfriendly takeover aus der Wirtschaftswelt mit schillernden Geheimdienstmanövern und den Snowden-Enthüllungen zu verknüpfen.

Der Bechdel-Test allerdings (eine Idee aus dem Filmbereich, Stereotypisierungen und weibliche Rollenbilder in Spielfilmen zu beurteilen) wird trotz einer migrantischen Hauptermittlerin nicht vollständig bestanden und absolute Gewaltfreiheit ist ebenfalls kein Merkmal dieses Krimi.

Die meisten Bücher von Dominique Manotti erscheinen in Deutschland bei Ariadne Krimis im Argument-Verlag. Dieser Verlag wurde vor 30 Jahren von engagierten Feministinnen um Frigga Haug gegründet, um der zumeist patriarchalen Krimiwelt etwas entgegen zu setzen. Merle Kröger – vielen spätesten seit Havarie bekannt – adaptiert in der deutschen Krimiszene am ehesten den literarischen Stil von Manotti und veröffentlicht ebenfalls bei Ariadne.

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