Lieblingsbücher Italien

  • Die Region Emilia Romagna war während des Faschismus Partisanengebiet. Giacomo Notari: „Ihr Partisanen, kommt nehmt mich mit Euch!“, der im damals sehr ärmlichen Apennin aufwuchs, erzählt hier seine Lebensgeschichte. Mit 17 trat er der italienischen Resistenza bei und wurde später Vorsitzender des Partisanenverbands in Reggio Emilia. (Papyrossa-Verlag)
    Zum weiteren Stöbern über die italienische Partisanengeschichte empfehlen wir die beiden schönen Seiten (mit Materialien): Resistenza.de und Istoreco
  • Eine hochgelobte Familiengeschichte, in der die oft verdrängte Kolonialgeschichte Italiens im Abessinienkrieg von 1935-36 verhandelt wird, ist Francesca Melandri: „Alle außer mir“. Eine Lehrerin in Rom wird sowohl mit unerwarteter Familien-Vergangenheit als auch mit aktuellen Situationen der Geflüchteten heute konfrontiert. En passant wird die Korruption innerhalb des italienischen Parteienapparates beschrieben und der Zusammenbruch dieses Systems Anfang der Neunzehnhundertneunziger Jahre. Zum intensiven Ein- und Abtauchen in italienische Geschichte am Strand geeignet – ein must-read für Linke! (Wagenbach-Verlag)
  • Freund*innen (auch brutaler) politischer Thriller empfehlen wir Giancarlo de Cataldo / Carlo Bonini: „Suburra. Schwarzes Herz von Rom“ – danach ist es allerdings schwer, nur noch das schöne, antike Rom zu genießen, vielmehr sieht und denkt man immerzu an Korruption, Baubetrug, Bandenkriege, Neo-Faschisten und schmutzige Verstrickungen zwischen Politik, Kirche und Mafia – die Realität läßt grüßen…
  • Aus einem unserer Lieblingsverlage Assoziation A stammt „Wu Ming: „54“. Ausgangspunkt ist eine Bar in Bologna – hier entspringt ein verrückter, wilder Roman über die 50er Jahre, McCarthy-Ära, Vietnamkrieg, Drogenhandel, Partisanen, Titos Jugoslawien. Für den britischen Secret Service taucht Cary Grant auf – eine ebenso wichtige Rolle spielt: ein Fernseher… Dem italienischen Wu Ming-Kollektiv ist mal wieder eine Geschichtsschreibung von unten gelungen, die zum Teil sehr witzige, aber immer auch tragische Momente hat. Minuspunkt: Frauenrollen können sie leider immer noch nicht…
  • Ferdinand von Schirach: „Der Fall Collini“ ist unsere Empfehlung für Interessierte an deutsch-italienischer Entschädigungspolitik, verpackt in einen ungewöhnlichen Kriminalfall. Der frühere Mercedes-Benz-Arbeiter Fabrizio Collini erschießt einen angesehenen deutschen Industriellen, nach der Tat schweigt er zu seinem Motiv. Kein typischer Krimi, ein eher leises zurückhaltendes Buch – lesen!