Corona in Büchern

Bücher zu den Themen Corona und Pandemie gibt es zu Hunderten, darunter einen Haufen Mist, viel Verschwörungserzählungen, Hetze oder Esoterik. Wir versuchen hier, einige linke und spannende Titel vorzustellen, die die Such-Algorithmen leider meist weit nach hinten verbannen. Es finden sich darunter Studien zur Ursachenforschung, Analysen der Corona-Krise unter emanzipatorisch-kritischen Fragestellungen und Ausblicke auf eine Zeit danach. Wir wünschen gute Diskussionen und Erkenntnisse!

Euer Links-Lesen.de-Kollektiv

Vielleicht das wichtigste vorweg: die Entstehung und Verbreitung des Corona-Virus ist nicht unabhängig von der kapitalistischen ausbeuterischen Lebensweise vor allem der reichen Länder zu sehen – dies zeigt die Studie des US-amerikanischen Evolutionsbiologen und Epidemiologen Rob Wallace „Was COVID-19 mit der ökologischen Krise, mit dem Raubbau an der Natur und dem Agrobusiness zu tun hat“ hrsg. von PapyRossa, eine kapitalismuskritische Arbeit aus dem Bereich der Politischen Ökologie mit Fokus auf das Agrobusiness, die Fleischindustrie und einige Schweinereien mehr…

Der Blick zurück in „Die Macht der Seuche. Wie die Große Pest die Welt veränderte 1347-1353“ des Historikers Volker Reinhardt kann helfen, die Perspektive zu erweitern. Seine Studie zeigt zum Teil verblüffende Parallelen – auch während der Pest wurde z.B. die Gastronomie geschlossen, unwissenschaftliche Erklärungsversuche kursierten. Und wie so oft wurden Schuldige gesucht, was auch zu verstärktem Antisemitismus führte.

Im S.Fischer-Verlag gibt es mit „Pandemien – Wie Viren die Welt verändern“ eine Veröffentlichung, die sich der Entstehungsgeschichte von Seuchen widmet. Das unaufgeregte Sachbuch klärt auf über Zoonosen und den Weg, wie aus einem lokalem Virengeschehen weltweite Pandemien entstehen können.

Das „Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt“ schrieb die chinesische Schriftstellerin Fang Fang unter dem Eindruck der Pandemie in einer abgeriegelten Stadt. In diesem Tagebuch stehen viele kleine persönlich-emotionale Momente neben politischen Einordnungen zum Umgang der chinesischen Regierung mit kritischen Stimmen (hrsg. von Hoffmann und Campe).

Auch erste linke Analysen sind bereits veröffentlicht, so fragt z.B. der Sammelband „Virenregime. Wie die Coronakrise unsere Welt verändert. Befunde, Analyse, Anregungen“ vom tollen Bahoe-Verlag: Was bedeutet diese Krise für Arbeitende, für SchülerInnen, Frauen oder Pflegekräfte? Welche sozialen Gegensätze verschärfen sich und wer wird für die Krise zahlen? Es finden sich dort auch viele internationale Perspektiven. Hier ein Youtube-Link zu einer Buchpräsentation.

Der dicke Sammelband vom Bertz+Fischer-VerlagDie Welt nach Corona. Von den Risiken des Kapitalismus, den Nebenwirkungen des Ausnahmezustands und der kommenden Gesellschaft“ wagt einen Ausblick auf die ‚Nebenwirkungen‘ und das ‚Danach‘ in vier Blöcken: »Ausnahmezustand & Gesundheitsnotstand«, »Corona-Kapitalismus & Sozialepidemiologie«, »Globale Seuche / Globale Krise« und schließlich »Neue Normalität & Post-Corona« – das ist gut ausgewählter Debattenstoff für Linke!

Das bei Papyrossa erschienene Buch „Corona, Krise, Kapital. Eine solidarische Alternative in den Zeiten der Pandemie“ von Kreilinger, Wolf und Zeller ist sozusagen der Hintergrundtext, auf den die Kampagne Zero Covid aufbaut. Die (öko-)sozialistischen Autor*innen fordern stärkere Maßnahmen gegenüber der kapitalistischen Wirtschaft und fordern, um die Krise gerecht zu bekämpfen, den gesamten Gesundheitssektor nach den gesellschaftlichen Bedürfnissen auszurichten und einen solidarischen und ökologischen Umbau der Wirtschaft zu erreichen.

Im Buch „Shutdown. Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalismus“ aus dem Unrast-Verlag wird von Mitgliedern der Gruppe Krisis eine – ja, natürlich – ‚krisentheoretische‘ Sicht auf die Corona-Krise und die kapitalistische Produktionsspirale geworfen.

Die Veröffentlichung „Leistungsklasse. Wie Frauen uns unerkannt und unbedankt durch alle Krisen tragen“ von der österreichischen Arbeitsmarktforscherin und Gewerkschafterin Veronika Bohrn-Mena rückt das prekäre Arbeiten und die geschlechterpolitischen Aspekte der Corona-Krise in den Vordergrund – ein wichtiger feministischer Debattenbeitrag über ungleiche Verteilung von Arbeit, Zeit und Geld.

Coronakontrolle. Nach der Krise, vor der Katastrophe“ von Georg Seeßlen, ebenfalls aufgelegt bei Bahoe-Books wirft einen kritisch-pessimistischen Blick über die Corona-Krise hinaus, auf vermutliche Krisen-Gewinnler*innen und -Verlierer*innen, lotet aber auch mögliche Widerstandsmomente darin aus.

Also, es gibt viel zu lesen, zu diskutieren und zu tun – jetzt ist Zeit, hierfür Input zu bekommen. Passt auf Euch und andere auf!

Euer Links-Lesen.de-Kollektiv im Januar 2021