Im Büchlein „ Ihr habt keinen Plan. 10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft“ vom Blessing-Verlag wird in sehr ausführlicher Weise dem immer wieder vorgebrachtem Ressentiment, der „Fridays for Future-Bewegung“ ginge es nur um das Protestieren und Schuleschwänzen, mit voller Wucht inhaltlich einiges entgegengesetzt. Herausgegeben wurde es vom Jugendrat der Generationen Stiftung.

Ein Buch, das bis in die kleinsten Verästelungen aufzeigt, was alles zur Zeit schief läuft; sehr genau wird aufgelistet – nicht nur auf der wirtschaftlichen Ebene sondern auch auf sozialen und politischen Ebenen – die durch und durch ungerechten und zerstörerischen Verhältnisse, in denen wir leben. Es wird aber nicht nur in der Anprangerung der elenden Verhältnisse stehen geblieben, sondern auch sehr detailliert über die notwendigen und möglichen Veränderungen sich Gedanken gemacht.

Und hier sind die Schwachpunkte des Buches. Es werden zwar Begriffe wie „Klassengesellschaft„, „Produktivität„, „Profit„, „Ausbeutung„, „Zerstörung von Arbeit und Natur“ benannt, aber die Bezeichnungen „kapitalistische Produktionsweise“ oder „Kapitalismus“ möglichst vermieden. Das kann zwar eine berechtigte Überlegung sein, um nicht gleich wieder antikommunistische Reflexe zu mobilisieren. Es bedeutet aber auch, mit einer Unschärfe zu operieren, vor allem da, wo Lösungsansätze gesucht werden, die alle mehr oder weniger nur als Korrekturen der aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsweise verstanden werden können.

Hier bietet sich als Ergänzung eine andere Äußerung aus dem „Fridays for Future“-Spektrum an, die auch andere Ansätze verfolgt und auf der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz fiel:

Ein grüner Kapitalismus ist ebenso wenig vorstellbar wie ein Kapitalismus mit menschlichem Antlitz oder ein vegetarischer Löwe. Diese Anschauung verkennt, dass die Anhäufung von Reichtum in erster Linie durch die Ausbeutung von Mensch und Natur geschieht. Auch die Mär, dass wir alle gleich schuldig sind, lenkt nur ab von den systemischen Fehlern unseres Wirtschaftssystem.

Auch der Abschnitt über unsere Demokratie („Bedingung 7: „Der Demokratie neues Leben einhauchen„) glaubt mit einigen Korrekturen auskommen zu können und verkennt, dass gerade die parlamentarische Demokratie ebenso ein Herrschaftsinstrument ist, um die aktuelle Wirtschaftsweise abzusichern. Gedanken zu anderen Demokratieformen (Rätestrukturen, demokratischer Konförderalismus) sind vollkommen unterbelichtet.

Zum Einstieg, um unsere Wirtschafts- und Herrschaftsweise und die durch sie erzeugten Zerstörungen auf diesem Planeten zu erkennen, ist es ein gutes Buch. Um nach Alternativen für ein anderes Wirtschaften und Leben zu schauen, lohnt es sich unbedingt noch nach anderer Literatur zu schauen. Überlegungen und Versuche hierzu gibt es in Hülle und Fülle.

Februar 2020 – von einem Freund des Links-Lesen.de-Kollektivs