orangotango: Beyond Molotovs – A Visual Handbook of Anti-Authoritarian Strategies

Beyond Molotovs“ , hrsg. von der Gruppe orangotango und einer „international research group“ ist eine englisch-sprachige Sammlung von Beiträgen aus verschiedenen antiautoritären Kämpfen rund um die Welt – als antiautoritär werden dabei alle gefasst, die sich gegen nationalistische, rassistische, klassistische und antifeministische Kräfte richten.

 

Insgesamt 51 Beiträge, bestehend aus großformatigen Bildern und Berichten aus erster Hand, füllen die 345 Seiten des Bandes. Der Fokus liegt auf Strategien, die “sinnlich, emotional und ästhetisch” wirken. Einige der Abschnitte beschreiben eine ganze Bewegung und deren ästhetischen Ausdruck, wie die Zapatistas oder die polnischen pro choice-Proteste Strajk Kobjet. In anderen geht es um einzelne Kunstwerke oder Projekte, beispielsweise eine Kunstinstallation gegen antimuslimische Gesetzgebung in New-Delhi oder die Gestaltung der Etiketten für ein kollektiv gebrautes Bier in Brasilien. Zwischen den Beiträgen finden sich Texte, die zur Einordnung dienen und einen theoretischen Rahmen bilden sollen, von Eva von Redecker, Gusavo Robles, Lorena Zárate und Firoozeh Farvadin.

Der Buchtitel “Beyond Molotovs – A visual handbook of anti-authoritarian strategies und der Klappentext lassen eine Diskussion von anti-autoritären Strategien erwarten, allerdings handelt es sich eher um kurze Einblicke und keine tiefergehenden Erläuterungen. Auch wird erst beim Lesen klar, dass die Herausgeber*innen sich nur auf künstlerische Protestformen beschränken. Wer hier also nach neuen Strategien zur politischen Organisierung oder aktivistischen Taktiken sucht, wird durch dieses Buch möglicherweise enttäuscht werden.

Eindeutig die größte Stärke des Buchs sind die großartigen, oft ganz- oder doppelseitigen Fotos, die das Buch beinahe zu einem Bildband machen. Einiges an der Struktur des Bandes, wie die acht verschiedenen Inhaltsverzeichnisse oder die anscheinend zufällige Platzierung der theoretischen Texte zwischen den Beiträgen, wirkt verwirrend. Am besten lässt es sich einfach blättern, bis die Aufmerksamkeit von einem Foto oder Comic eingefangen wird und man sich in den dazugehörigen Texten festliest. Bei der Auswahl der Beiträge viel Wert auf Internationalität und Diversität gelegt, deshalb werden Leser*innen sicher Neues und Inspirierendes finden.

In ihrem Einführungstext erklären zwei der Herausgeber*innen das primäre Ziel der Veröffentlichung: zu zeigen, dass wir uns Autoritarismus entgegenstellen und ihn besiegen können. In jedem Fall erhält man eine große Bandbreite von Eindrücken aus globalen Kämpfen gegen autoritäre Tendenzen. Gleichzeitig vermitteln vor allem die einordnenden Texte den Eindruck der Gemeinsamkeit in der Vielfalt. Das macht Beyond Molotovs zu einem inspirierenden und Hoffnung gebenden Buch nicht nur für alle, die sich mit politischer Kunst beschäftigen.


International Research Group; orangotango: „Beyond Molotovs – A Visual Handbook of Anti-Authoritarian Strategies“ April 2024, Transcript Verlag, 356 Seiten Hardcover, 39 Euro


P.S. Das Kollektiv orangotango existiert seit 2008 und beschreibt sich selbst als

 „freundschaftlicher Zusammenschluss von kritischen Geograph*innen und Menschen, die sich kritisch mit Fragen um Raum, Macht und Widerstand auseinandersetzen. Im Rahmen eines geographischen Aktivismus wollen wir Prozesse und widerständige Akteure unterstützen, die sozialen Wandel anregen und dabei gelebten gesellschaftlichen Alternativen und marginalisierten Perspektiven mehr Sichtbarkeit verleihen.“

Auf der Homepage der Gruppe zum Buch orangotango gibt es zusätzliches schönes Material zum Buch!

Links-Lesen.de-Kollektiv im Januar 2025