Unsere Frankreich-Empfehlungen aus 2019

die uns selber gut gefallen haben oder uns wärmstens empfohlen worden sind. Die Frage, was  #linkeBücher sind, beschäftigte uns auch bei dieser Auswahl – wir sind gespannt, was Ihr davon haltet.

Gesammelt haben wir politische Romane, Krimis mit linken Themen, Biographien oder Bücher z.B. über die Résistance gegen die deutsche Besatzung.

  • Wer in die Normandie oder Bretagne reist und sich für die deutsche Besatzung oder die Landung der Alliierten interessiert, sollte René Freund: „Mein Vater, der Deserteur“ als Reiseliteratur einpacken. Eine zarte Erzählung aus der Perspektive eines Sohnes, dessen Vater aus der Wehrmacht in Frankreich desertierte und hierüber ein Tagebuch geführt hatte. René Freund reist auf seinen Spuren durch Frankreich und notiert seine eindrückliche Auseinandersetzung mit Krieg, Nationalsozialismus und der politischen und familiären Bedeutung. Heraus kommt auch ein Denkmal für Deserteure der Wehrmacht, die viel zu lange überhaupt keine Anerkennung bekamen, weil sie als Kriminelle, als Fahnenflüchtige galten.
  • Paris: Der packende, aber auch harte Krimi Gila Lustiger: „Die Schuld der anderen“ ist unsere Empfehlung für diejenigen, die politische Thriller mögen. Wer Einblick in die schmutzigen Geschäfte von Politik und Wirtschaft der „Grande Nation“ nehmen möchte, verpackt in eine spannende journalistische Ermittlung und verwoben mit einer verstrickten Familiengeschichte, wird das rasant aber auch fein geschriebene Buch der in Paris lebenden Tochter des Holocaust- und Widerstandsforschers Arno Lustiger mögen.
  • Die Stadt St. Malo in der Bretagne ist einer der Schauplätze des Pulitzer-Preisträger-Romans Anthony Doerr – „Alles Licht, das wir nicht sehen“. Wir waren fasziniert von der zum Teil brutalen, aber einfühlsam arrangierten Geschichte zweier Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg, der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo flieht, und des jungen Waisen Werner, der in der Wehrmacht im Kampf gegen die Résistance eingesetzt wird. Spannend, und historisch wie psychologisch ein großes Buch.
  • Wer literarisch und gesellschaftspolitisch in Alltag und Geschichte des melting-pot Marseille am Mittelmeer eintauchen will, kommt um den alten Kommunisten Jean Claude Izzo nicht herum. Seine „Marseille-Trilogie“ bleibt ein lesenswerter spannender Krimi- und Städte-Klassiker, auch wenn Izzo ein Macho ist… Wir möchten Euch aber hier vor allem den Mittelmeer-Roman Jean-Claude Izzo – „Aldebaran“ über drei Seeleute auf einem abgewrackten Frachter im Hafen von Marseille empfehlen. Hier kommen die Ausgegrenzten und Übriggebliebenen zusammen, die in dieser „multikulturellen“ Stadt sowohl Solidarität erleben, als auch rassistische und soziale Spannungen. Tragisch-melancholische Lokalgeschichte mit Weit- und Weltblick.
  • Der nächste Tip führt in die Pariser Banlieue, wo Paul mit seiner Familie lebt. In der Schule sind alle cooler als Paul und wenn schon nicht reich, dann wenigstens arabisch, jüdisch oder schwarz. Saphia Azzedine – „Mein Vater ist Putzfrau Mit diesem Vater, mit dem er manchmal hadert, weil der sich nie beklagt, gelangt Paul, der ihm bei seinem Putzjob hin und wieder hilft, unter anderem nachts in eine Bibliothek. Hier eröffnen sich ihm neue Welten, ohne dass das Buch zum künstlich aufgesetzten Bildungsroman wird.